Interview Chancen und Risiken der Werbemittelbranche

Dedica

Das Wirtschaftsbarometer in Deutschland scheint sich einzutrüben, Wachstumsprognosen werden vorsichtig mit Dezimalstellen hinter einer Null angegeben. Selbst die optimistische Bundesregierung, die in den zurückliegenden Jahren von sprudelnden Steuereinnahmen profitierte, senkt ihre Prognose auf nur noch ein Prozent Wachstum für 2013. Damit stehen wir im europäischen Vergleich immer noch ausgezeichnet dar, jedoch scheinen demnächst härtere Zeiten anzubrechen. Mittendrin die Werbemittelindustrie, die sozusagen als Indikatorbranche durch schwächelnde Märkte unmittelbar betroffen ist.

Erfreulich stellt sich in diesem wirtschaftlich veränderlichen Umfeld die Entwicklung beim Werbemittelverbund DIE6 dar, der im nicht überall zufriedenstellenden Wirtschaftsjahr 2012 mit einer glänzenden Entwicklung überzeugte. Mit welchen Erwartungen die Werbemittelspezialisten in das Jahr 2013 starten und welche Veränderungen sich möglicherweise im Markt ergeben können, darüber sprachen wir mit dem DIE6-Aufsichtsratsvorsitzenden Heinrich Grübener (58).


dedica: Herr Grübener, die Mitgliedsunternehmen bei DIE6 haben dem wirtschaftlich nicht immer stabilen Umfeld im Jahr 2012 erfolgreich getrotzt, ja sich sogar gegen den allgemeinen Trend der Werbemittelindustrie durchweg positiv entwickelt. Worauf führen Sie diese Tatsache zurück.

Grübener: DIE 6 überzeugt durch ein ausgefeiltes System, das unseren Mitgliedshäusern zur Verfügung steht. Als Netzwerk verstehen wir uns und leben dieses natürlich auch so. Ob es sich um Neuheiten oder andere Themen aus Gesetzgebung oder Verbandsarbeit handelt, unsere Mitgliedshäuser sind immer auf dem neusten Stand der Branche.
So konnten wir seit dem herausragenden Jahr 2008 bis zum Ende 2012 trotz Finanz- und Wirtschaftskrise mit all ihren Begleiterscheinungen rund 30 Prozent Wachstum vorweisen.

Hinzu kommt der Umzug in neue attraktive und zeitgemäße Räumlichkeiten, die bereits im letzten Jahr aus Platzmangel wieder erweitert wurden. Überarbeitet wurde auch nochmals unser Internetauftritt der sich zurzeit in der Überarbeitung und Freischaltung der einzelnen Mitgliedshäuser befindet. Besonders hervorheben möchte ich die Erweiterung unseres Artikelanfragesystems auf bereits 10.000 Artikel, die von unseren Lieferantenpartnern zur Verfügung gestellt werden.

Durch den vielfältigen Service, der unseren Mitgliedern zur Verfügung steht, kann sich jeder auf die Kernkompetenz seines Geschäftsfeldes fokussieren. Es sind eben nicht nur die Konditionen, die unsere Gruppe DIE6 so erfolgreich macht. Das Gesamtpaket mit den entsprechenden Inhalten sorgt dafür, dass wir erfolgreich sind.

dedica: Was erwarten Sie von Ihren Industriekunden in diesem Jahr? Wo sehen Sie Chancen, aber auch Risiken?

Grübener: Die Konjunktur befindet sich derzeit nicht auf ihrem Höhepunkt. Entsprechend zurückhaltend werden die Budgets bei den Firmen vergeben.
Trotz dieser unsicheren Marktsituation werden wir unsere Stärken nutzen und die Beratung unserer Kunden intensivieren. Zudem wurde die neu gegründete Partnerschafts-Offensive der DIE6 ins Leben gerufen. Ziel dieser Offensive ist das Zusammenrücken zwischen Händler und Lieferant. Der partnerschaftliche Umgang mit unseren Lieferanten steht dabei im Mittelpunkt der Bemühungen, wovon natürlich auch unsere Kunden profitieren.
Die Chancen für das Jahr 2013 sind eindeutig besser als die Risiken. Riskant ist es am Telefon zu sitzen und nur zu warten. Dieses Zeitalter ist Geschichte.

dedica: Vielfach ist auch zu vernehmen, dass der Werbeartikel als wichtiges Instrument im modernen Marketing-Mix fehlt. Wie beurteilen Sie diese Einstellung vieler Unternehmen gegenüber dem Werbeartikel?

Grübener: Die Stellung des Werbeartikels im Marketing Mix hat in den letzten Jahren nicht die Beachtung gefunden, die ihm zusteht. Social Media und E-Marketing in ihren unterschiedlichen Prägungen haben Einzug gehalten. Die Etats sind aber nicht mit gewachsen, sondern wurden nur anders verteilt. Umso wichtiger erscheint es, die tatsächliche Wirkung der Werbemittel im Marketing-Mix den Akteuren zu verdeutlichen. Werbemittel sind nachhaltig, sie haben einen Zweitnutzen und bleiben lange Zeit im Einsatz.

Es sind ja keine Alltagsprodukte, die übergeben werden. Es handelt sich um Artikel, die auf das verschenkende Unternehmen reflektieren und dadurch deren Botschaft transportieren. Die im letzten Jahr veröffentlichte Studie des GWW: „Werbewirkung von Werbeartikeln“ zeugt deutlich, dass Werbeartikeln eine viel größere Wirkung im Marketing Mix zusteht, als bisher eingeräumt. Das ist in der Branche noch nicht angekommen. Genau an diesem Punkt wird DIE6 ansetzen.

dedica: Könnte hier vielleicht frühzeitig in die Ausbildung zukünftiger Marketingstrategen eingegriffen werden. Sprich, sollte sich der Ausbildungsinhalt im Marketingbereich ändern oder zumindest um das Segment „erfolgreicher Marketing-Mix“ ergänzt werden?

Grübener: Durch die aussagekräftige Studie des GWW ist der erste große Schritt getan. Nun gilt es, dieses Wissen in der Ausbildung und in den Köpfen der Entscheider zu festigen und zu verankern. Das fängt natürlich in der Ausbildung an und zieht sich wie ein roter Faden durch den Alltag. Hier sind unsere Verbände aufgefordert sich einzubringen, um die Branche zu unterstützen. Auch DIE6 geht hierbei innovative Wege. So wurde 2012 an einer Privatuniversität in Dortmund durch die Geschäftsführung den Studenten die Wichtigkeit und Funktionalität der Werbeartikel vorgestellt. Der praxisrelevante Teil wurde lebendig durch ein Mitgliedsunternehmen ergänzt. 2013 folgt ein weiterer Schritt, der sich an die Entscheider in der Industrie richtet.

dedica: Die Gesetzgebung spielt mittlerweile im Bereich der Werbegeschenke durchaus verrückt. Ich nenne dabei als Beispiel die steuerliche Absetzbarkeit von Werbeartikeln. Worauf sollte der Industriekunde bei der Auswahl seines Händlers achten?

Grübener: Wir nennen uns ja nicht umsonst die Berater, denn gerade an diesem Punkt wird deutlich, wer beraten kann und wer nicht. Gerade in den zurückliegenden Jahren wurde in diesem Bereich viel Unsicherheit verbreitet und zum Teil falsche Aussagen gemacht. Da gibt es immer wieder Fragen zu der Pflicht der Kennzeichnung von Werbeartikeln (Werbeanbringung), der Aufzeichnungspflicht der Empfänger von Werbemitteln, Aufmerksamkeiten an eigene Mitarbeiter, Pauschalversteuerung und viele Fragen mehr. Gerne beraten wir unsere Kunden mit unseren Möglichkeiten und helfen Ihnen Fehler zu vermeiden, die ansonsten ihr Budget stark belasten kann.

dedica: Wie stellen sich die Perspektiven beim Werbemittelverbund DIE6 aktuell dar. Sie haben letztmals im Sommer 2011 den Zugang eines neuen Mitgliedunternehmens vermeldet. Setzt man bei DIE6 weiter auf kontrollierte und qualitativ hochwertige Expansion oder sehen Sie vielmehr eine ausreichende Marktdurchdringung erreicht

Grübener: Wie bereits am Anfang des Gespräches erwähnt, hat bei DIE6 eine enorme Entwicklung stattgefunden. Hinzu kommt, dass wir immer wieder neue Ideen haben und diese im Aufsichtsrat und mit der Geschäftsführung diskutieren.
Nun ist es so, dass unsere Strukturen bei DIE6 gewachsen sind. Für Wachstum benötigt man gewisse Voraussetzungen, die wir geschaffen haben. Jetzt geht es mit neuen Visionen in die Zukunft. So befinden wir uns derzeit im Gespräch mit mehreren Handelshäusern im EU Raum, die sich von einer Kooperation mit uns Vorteile versprechen. Auch liegen uns Anfragen aus dem Inland vor, die wir sorgfältig prüfen. Da wir noch nicht ganz flächendeckend in Deutschland vertreten sind, beobachten wir natürlich die Entwicklung in den einzelnen Gebieten genau. Kontinuierliches Wachstum werden wir den Marktgegebenheiten anpassen und auch weiterhin aktiv die Zukunft gestalten.

dedica: Der Verbund DIE6 legt großen Wert darauf, dass im Mittelpunkt des Handelns der Kunde sowie die partnerschaftliche Betreuung und Beratung steht. Ist dies für Sie ein deutliches Unterscheidungsmerkmal im Wettbewerb? Und wie beurteilen ihre Kunden diese explizit ausgerichteten Marktaktivitäten?

Grübener: Die Beratung und der persönliche Kontakt zum Kunden stehen bei unseren Handelshäusern an erster Stelle. Hier stehen unsere Bemühungen eindeutig im Vordergrund, um uns von anderen Marktbegleitern abzuheben. Letztlich dankt es uns der Kunde mit der Vergabe seines Budgets. Da sprechen die Zahlen der letzten Jahre eine deutliche Sprache. Zusätzlich werden wir durch die bereits erwähnte Partnerschafts-Offensive mit den Lieferanten noch mehr Nutzen dem Kunden zur Verfügung stellen. Gut geschultes Personal mit speziellen Kenntnissen über Produkte und deren Veredlungsmöglichkeiten, die immer auf dem zeitlich neusten Stand sind, das ist unser Ziel. Die Schnelllebigkeit der Produkte: Heute „in“ und morgen „out“ hat das Denken von gestern längst in Frage gestellt.
Sehen sie: In den 50er Jahren wurden Autorennen mit großem Abstand gewonnen, da hatte der Sieger bereits eine Zigarette geraucht bis der Zweitplazierte über die Ziellinie fuhr. Heute geschieht dieses mit tausendstel Sekunden Abstand. Genauso ist es mit dem Vorsprung bei der Vergabe der Werbemittel-Budgets. Es sind nicht die großen Dinge, oft entscheiden Kleinigkeiten, um Vorne zu sein. 

dedica: Wir dürfen uns also auch in den nächsten Jahren auf einen starken Verbund DIE6 freuen.

Grübener: Auch in 2013 werden wir uns den Herausforderungen, die uns der Markt stellt, annehmen. DIE6 ist eine starke Verbundgruppe und wir werden diese Stellung im Markt weiter ausbauen.

Quelle: Dedica